Herzlichen Dank



Unglaublich aber wahr, die Waldspielgruppe Waldmeisterli gibt es nun bereits 20 Jahre. Ohne Euch Waldmeisterli, Eure Familien und Euer Vertrauen wäre das alles nicht möglich.
Wir möchten uns ganz herzlich bedanken, für all die wunderschönen Momente mit Euch im Wald. So viele berührende Erinnerungen prägen diese Zeit.
Einen grossen Dank an alle, die uns mit Spenden immer wieder unterstützen.  

Bis bald im Wald

Wo Bäume zu Freunden werden

 

Simone Curchod, Ursula Bichsel und Lisa Kölliker (von links).Bild: Hanspeter Bärtschi

Die Waldspielgruppe «Waldmeisterli» in Oberdorf gibt es seit 20 Jahren. Kinder lernen hier spielerisch den Umgang mit der Natur.

Angelica Schorre

In den Wäldern löst der Waldmeister den Bärlauch ab. Aber das ganze Jahr über sind im Leewald in Oberdorf Waldmeisterli unterwegs: An einem Vormittag in der Woche trifft sich die Waldspielgruppe Waldmeisterli zu Spass und Abenteuer bei – fast – jedem Wetter. Diese Spielgruppe für Drei- bis Vierjährige gibt es bereits seit 20 Jahren.

Wie alles begann? Mit Langeweile, Ursula Bichsel und Lisa Kölliker. Ursula Bichsel hatte einen Zug verpasst und musste auf einem einsamen Bahnhof warten. Sie entdeckte einen Prospekt der Genossenschaft Feuervogel, die naturpädagogische Kurse anbietet, und war hin und weg. Sie erzählte Lisa Kölliker von ihrem «Fund», diese war sofort begeistert. Mit viel Elan und Freude absolvierten die beiden Frauen die Ausbildung zur Naturpädagogin.

«Die Gründung der Waldspielgruppe gingen wir ganz locker an. Wir verteilten einfach Zettel in Oberdorf und Langendorf», sagt Lisa Kölliker. Sie hat letztes Jahr nach 19 und Ursula Bichsel vor acht Jahren mit ihrer Arbeit in der Waldmeisterli-Gruppe aufgehört, beide sitzen aber auf der «Reservebank». Die Leitung hat Simone Curchod übernommen. Sie ist seit zehn Jahren mit den Kindern im Wald unterwegs. Dies zusammen mit Sabine Podoriszach, Martina Daunmüller und Hella Hohnhaus.

Sorgsam und achtsam mit der Natur umgehen

Was macht ein Waldmeisterli aus? Wie meistert ein kleines Kind den Wald? «Indem es für die Natur brennt», antwortet Simone Curchod. Es lerne, sorgsam und achtsam mit der Natur umzugehen. Lerne, Zusammenhänge zu verstehen. Aber auch ganz praktische Sachen, zum Beispiel wie man sich am offenen Feuer richtig verhält oder auf dem Feuer kocht – mit Hilfe natürlich.

Lisa Kölliker erinnert sich: Es war an einem der letzten Morgen. Die Kinder verabschiedeten sich vom Wald mit einem Adieu. Ein Kind lief noch einmal zurück: Es wollte sich von einem Baum speziell verabschieden und umarmte ihn fest.

Erlebnisse gab und gibt es viele. Etwa die Krokodilgeschichte: Auf einer Wanderung querbeet durch den Wald fing ein Kind an zu weinen. Es habe so schreckliche Angst vor Krokodilen. Die Frauen versicherten dem Kind, dass es hier keine Krokodile gebe. Doch plötzlich riefen zwei, drei Kinder: «Ein Krokodil!» Tatsächlich, ein Krokodil mitten im Wald. Ein Plüschtier, vielleicht von einem Fuchs verschleppt …

Wie prägend die Zeit in einer Waldspielgruppe sein kann, zeigt dieses Beispiel: Im Religionsunterricht in der Primarschule wurden die Kinder aufgefordert, etwas Persönliches mitzubringen, das ihnen wichtig ist. Ein Junge brachte sein «Waldmeisterli-Diplom» mit – er habe in der Gruppe so viel Schönes gelernt.

Jedes Kind bekommt zum Abschluss ein ganz persönliches Diplom-Büchlein, in dem festgehalten wird, was es alles erlebt hat: mit vielen Fotos und liebevollen Zeichnungen von Ursula Bichsel. Sie strickt auch weiterhin die Waldmeisterli als Fingerpuppen, die jedes Kind zum Geburtstag erhält.

Respekt vor dem Wind

Sonne, Regen, Schnee machen den Kindern und den «Waldfrauen» nicht viel aus. «Aber der Wind und die Trockenheit haben in den letzten Jahren zugenommen», sagt Lisa Kölliker. Und vor dem Wind haben sie – etwa wegen abbrechender Äste – Respekt. Sie haben zahlreiche Wetter-Apps installiert. Aber manchmal ist das Wetter nicht vorhersagbar.

Vor einigen Jahren durften die Kinder mit einer Begleitperson im Wald übernachten: Das Wetter war gut und alle schliefen bereits – die Kinder besser als die Erwachsenen, da sie den Waldboden gewöhnt sind. Aber plötzlich fing es verdächtig in den Baumkronen an zu rauschen. So stark, dass die Waldfrauen alle weckten und schnell nach Hause schickten. Doch zum «Zmorge» sind dann alle wieder zurückgekommen.

Ihr 20-Jahr-Jubiläum feierten und feiern die «Meisterli» und Waldfrauen mit Ritualen. Im Herbst wurde gemeinsam eine Kürbissuppe gekocht, im Winter Waldweihnacht mit einem Schattentheater gefeiert. Nun ist bald Walpurgisnacht, da sausen hoffentlich nur die Hexen und nicht der Wind durch den Wald. Dann sind die Waldfrauen unter sich. Mit Hexentrank und Kräutersuppe natürlich. Und nach 20 Jahren die Hände in den Schoss zu legen – das passt so gar nicht zu Ursula Bichsel und Lisa Kölliker. Ihr Projekt: ein naturpädagogisches Fachbuch. Da können die «Waldmeisterinnen» aus dem Vollen schöpfen.


Solothurner Zeitung vom 24. Mai 2024